4 Dinge, die sich Trauernde wirklich wünschen

Was wünschen sich Trauernde? Wer mitten in der Trauer steckt oder sie frisch erwischt hat, der fühlt sich ihr zumeist ausgeliefert und ist damit überfordert. Du findest kaum Worte, die sagen, was du in deiner Trauer gerade wirklich brauchst. Denn du weißt es oft selbst gerade nicht. Du kennst den Weg nicht, der vor dir liegt, dein emotionales Hirn leitet dich und du erkennst dich selbst nicht wieder. Monate später dann, wenn du gefragt wirst, was du dir wirklich gewünscht hättest und was du in deiner anfänglichen Trauer gebraucht hättest, sind es meist dieselben Dinge, die genannt werden. Nämlich folgende vier…

Erlaubnis, auf ihre Weise trauern zu dürfen

Trauernde haben von Beginn an das Gefühl ständig „falsch“ zu trauern. Da heißt es bereits auf der Beerdigung, dass sie nun stark sein sollen, weitermachen müssen, dankbar sein sollen für das, was noch da ist. Ein Schlag ins Gesicht, denn zu dem Zeitpunkt lösen solche Aussagen nur Druck aus. Ein paar Wochen später geht es weiter mit den Floskeln und Sätzen, die nur vorschreiben und nicht erlauben, die eigene Trauer so leben zu dürfen, wie es der eigene Körper gerade braucht. Sie lachen zu viel oder zu wenig, weinen zu viel oder zu wenig, holen sich zu viel Hilfe oder zu wenig, arbeiten zu viel oder zu wenig usw. Die Liste ist unendlich lang. Die Kraft fehlt zu Beginn meist noch die eigenen Grenzen zu setzen und für sich selbst einzustehen.

Stößt du also auf einen trauernden Menschen, erlaube ihm so trauern zu dürfen, wie er gerade möchte. Das ist sein Schmerz und dafür muss er seinen Weg und Prozess gehen. Du kannst den Weg unterstützend mitgehen, aber nicht vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat oder was er alles tun darf/muss.

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Aktive Unterstützung und Hilfe

Als frisch Trauernde fühlt man sich oft wie ein lästiges Lastbündel. Du traust dich nicht um Hilfe zu bitten, hast dafür auch oft kaum die Kraft und daheim stehst du dennoch im Chaos. Kochen fällt schwer, einkaufen genauso, einen Haushalt machen kennst du nicht mehr. Die meisten Freunde bieten Hilfe an und sagen auch, dass du dich melden kannst. Aber du schaffst es nicht aus obigen Gründen dich zu melden.

Dann sind die Freunde gefragt: Einfach mal vorbeikommen und etwas zu essen mitbringen oder einkaufen gehen. Beim Haushalt aktiv unterstützen und unter die Arme greifen. Wenn ihr eng befreundet seid, dann ist das auch meist in Ordnung für die betroffene Person. Redet miteinander und frag nach, ob es okay ist und dass die trauernde Person die Hilfe annehmen darf. Du nimmst ihr dadurch eine enorme Last ab.

Verständnis, dass Trauer nicht endet

Viele Menschen glauben, dass die Trauer nach einer bestimmten Zeit einfach weg ist. Meist wird das schon nach wenigen Wochen oder Monaten erwartet. Aber so funktioniert Trauer nicht. Sie bleibt ein Teil unseres Lebens, doch sie verändert sich ständig. Trauer bedeutet einen großen Topf an Gefühlen und diese können ganz unterschiedlich hervortreten und sich zeigen. Da gibt es eine Zeit, wo wir vielleicht mehr wütend sind, dann wieder quälen uns Schuldgefühle oder Ängste, manchmal sind es auch viele Gefühle gleichzeitig.

Der Verlust, den die trauernde Person erlebt hat, bleibt aber Teil des Lebens und an bestimmten Tagen im Jahr oder in bestimmten Lebensphasen kann diese Trauer wieder verstärkt da sein. Das ist nichts Schlimmes und darf so sein.

Deshalb wünschen sich viele Trauernde Verständnis dafür wenn ein Jahrestag ansteht, dass sie vielleicht nicht so lustig drauf sind. Oder wenn sie schwanger sind und ihre Schwester dabei vermissen, oder heiraten und den Vater gleichzeitig vermissen. Nur weil wir weinen oder mal traurig sind, bedeutet es nicht, dass wir nicht gleichzeitig auch Freude über anderes verspüren. Wir müssen lernen, dass es bei Gefühlen kein Entweder-Oder gibt, sondern ein Und.

Dasein und Mitaushalten

Nicht viele Menschen können Traurigkeit und belastende Gefühle aushalten. Doch genau das würden Trauernde sich wünschen. Dass es Menschen gäbe, die sich einfach daneben setzen und den Schmerz in dem Moment mitaushalten können. Eine Tasse Tee machen, zuhören, die Hand halten, mitweinen. Stattdessen sagen die meisten: „Wein nicht!“, „Das wird wieder alles gut.“, „Das hätte er/sie nicht gewollt, dass es dir schlecht geht. Sei stark für sie/ihn“.

Natürlich ist es von jedem*r das Recht zu sagen, dass wir etwas nicht aushalten können. Vielleicht weil es uns selbst triggert und an schwere Verluste erinnert. Dann braucht es genau diese ehrlichen Worte. Wer es aber kann, soll es tun und versuchen. Ja es berührt einen selbst und ja es ist oft nicht besonders angenehm, wenn man es nicht gewohnt ist. Aber es wird dich näher an dich selbst heranbringen, deine eigene Verletzlichkeit zeigen, und du wirst dadurch der trauernden Person viel näher sein als je zuvor. Halte aus, wenn du kannst und es dir zutraust. Biete anderwärtig Hilfspersonen an, wenn du dich selbst damit überfordert fühlst und sei ehrlich.

Was hast du dir in deiner Trauer am meisten gewünscht?

Wünsche von Trauernden

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6 Antworten

  1. Trauer zeigen ist schwer.
    Die Gedanken bei einem geliebten Menschen /Eltern/ Bruder/Enkel bleiben wenn man schlafen geht oder aufsteht. Ich führe dann Selbstgespräche die keiner hört.

    1. Liebe Monika,
      ja es ist schwer. Oft weil wir Angst vor Bewertungen haben, die leider auch immer noch zu oft von Außen kommen. Und gleichzeitig haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass wenn man sich traut sich zu öffnen, dass auch Offenheit anzieht. Wir wünschen dir liebe Menschen um dich, die dich in deiner Trauer verstehen, dir zuhören und dich so nehmen wie du bist. Und ganz viel Liebe und Kraft für dich auf deinem Trauerweg. Herzliche Grüße, Stefanie vom SeelenSport Team

  2. Dieser Artikel hat mir sehr geholfen. Mein Mann ist vor vier Wochen gestorben und ich kann es noch nicht realisieren. Ich, der sonst so nah am Wasser gebaut hat kann nicht weinen. Ich möchte eher schreien. Gut zu wissen, dass jeder anders trauert. Gut zu wissen, dass einem alles schwer fällt- Haushalt und so..
    Aber ich bin dankbar Freunde zu haben , die mich so trauern lassen..
    Danke, dass ich jetzt weiß, ich darf so sein.

    1. Liebe Gabriele,
      vielen Dank, dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wir senden dir ganz viel Kraft und Liebe vom gesamten Team.
      Ja, die Trauer ist so individuell wie wir Menschen auch und es gibt kein richtig oder falsch. Deine Trauer, deine Regeln.
      Bei dir ist alles ganz frisch und gerade in der Anfangszeit gibt es so viel zu organisieren, zu erledigen und auch die Schockstarre ist groß.
      Gib dir Zeit. Deine Trauer kennenzulernen und zu schauen, was du brauchst.
      Wir hoffen, dass wir dich mit unseren Beiträgen ein bisschen unterstützen können und wünschen dir für deinen Trauerweg ganz viel Liebe, liebevolle Menschen an deiner Seite, und Raum für all deine Gefühle.
      Herzliche Grüße, Stefanie vom SeelenSport Team

  3. Der Artikel trifft es wirklich sehr sehr gut, vielen Dank!
    Ich habe letztes Jahr 5 Tage nach der Geburt meine Tochter wegen schwerer Komplikationen gehen lassen müssen und ich habe genau diese Erfahrungen gemacht. Es war keine Kraft da, um Hilfe zu bitten und die wenigsten sind von selbst aktiv geworden. Mir hat eine Gruppe für Sternenkindeltern gut geholfen. Dort weiss jeder, wie der andere fühlt und man kann ganz offen reden und weinen. Was mich auch sehr verletzt und wütend macht, dass das Thema vor allem in der Familie einfach ausgeklammert wird. Meine Tochter war da und wird immer da sein, wenn auch anders und es ist mir wichtig, dass sie nicht vergessen wird. Daher ist es auch schön, wenn nachgefragt wird und es hilft darüber zu reden.

    1. Liebe Franzi,
      vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst und deine Tochter hier sichtbar machst. Danke für dein Vertrauen. Wir schicken dir, deiner Familie ganz viel Liebe sowie eine Umarmung von Herzen. Liebe Grüße, Stefanie vom SeelenSport Team

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