Was wünschen sich Trauernde? Wer mitten in der Trauer steckt oder sie frisch erwischt hat, der fühlt sich ihr zumeist ausgeliefert und ist damit überfordert. Du findest kaum Worte, die sagen, was du in deiner Trauer gerade wirklich brauchst. Denn du weißt es oft selbst gerade nicht. Du kennst den Weg nicht, der vor dir liegt, dein emotionales Hirn leitet dich und du erkennst dich selbst nicht wieder. Monate später dann, wenn du gefragt wirst, was du dir wirklich gewünscht hättest und was du in deiner anfänglichen Trauer gebraucht hättest, sind es meist dieselben Dinge, die genannt werden. Nämlich folgende vier…
Erlaubnis, auf ihre Weise trauern zu dürfen
Trauernde haben von Beginn an das Gefühl ständig „falsch“ zu trauern. Da heißt es bereits auf der Beerdigung, dass sie nun stark sein sollen, weitermachen müssen, dankbar sein sollen für das, was noch da ist. Ein Schlag ins Gesicht, denn zu dem Zeitpunkt lösen solche Aussagen nur Druck aus. Ein paar Wochen später geht es weiter mit den Floskeln und Sätzen, die nur vorschreiben und nicht erlauben, die eigene Trauer so leben zu dürfen, wie es der eigene Körper gerade braucht. Sie lachen zu viel oder zu wenig, weinen zu viel oder zu wenig, holen sich zu viel Hilfe oder zu wenig, arbeiten zu viel oder zu wenig usw. Die Liste ist unendlich lang. Die Kraft fehlt zu Beginn meist noch die eigenen Grenzen zu setzen und für sich selbst einzustehen.
Stößt du also auf einen trauernden Menschen, erlaube ihm so trauern zu dürfen, wie er gerade möchte. Das ist sein Schmerz und dafür muss er seinen Weg und Prozess gehen. Du kannst den Weg unterstützend mitgehen, aber nicht vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat oder was er alles tun darf/muss.
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Aktive Unterstützung und Hilfe
Als frisch Trauernde fühlt man sich oft wie ein lästiges Lastbündel. Du traust dich nicht um Hilfe zu bitten, hast dafür auch oft kaum die Kraft und daheim stehst du dennoch im Chaos. Kochen fällt schwer, einkaufen genauso, einen Haushalt machen kennst du nicht mehr. Die meisten Freunde bieten Hilfe an und sagen auch, dass du dich melden kannst. Aber du schaffst es nicht aus obigen Gründen dich zu melden.
Dann sind die Freunde gefragt: Einfach mal vorbeikommen und etwas zu essen mitbringen oder einkaufen gehen. Beim Haushalt aktiv unterstützen und unter die Arme greifen. Wenn ihr eng befreundet seid, dann ist das auch meist in Ordnung für die betroffene Person. Redet miteinander und frag nach, ob es okay ist und dass die trauernde Person die Hilfe annehmen darf. Du nimmst ihr dadurch eine enorme Last ab.
Verständnis, dass Trauer nicht endet
Viele Menschen glauben, dass die Trauer nach einer bestimmten Zeit einfach weg ist. Meist wird das schon nach wenigen Wochen oder Monaten erwartet. Aber so funktioniert Trauer nicht. Sie bleibt ein Teil unseres Lebens, doch sie verändert sich ständig. Trauer bedeutet einen großen Topf an Gefühlen und diese können ganz unterschiedlich hervortreten und sich zeigen. Da gibt es eine Zeit, wo wir vielleicht mehr wütend sind, dann wieder quälen uns Schuldgefühle oder Ängste, manchmal sind es auch viele Gefühle gleichzeitig.
Der Verlust, den die trauernde Person erlebt hat, bleibt aber Teil des Lebens und an bestimmten Tagen im Jahr oder in bestimmten Lebensphasen kann diese Trauer wieder verstärkt da sein. Das ist nichts Schlimmes und darf so sein.
Deshalb wünschen sich viele Trauernde Verständnis dafür wenn ein Jahrestag ansteht, dass sie vielleicht nicht so lustig drauf sind. Oder wenn sie schwanger sind und ihre Schwester dabei vermissen, oder heiraten und den Vater gleichzeitig vermissen. Nur weil wir weinen oder mal traurig sind, bedeutet es nicht, dass wir nicht gleichzeitig auch Freude über anderes verspüren. Wir müssen lernen, dass es bei Gefühlen kein Entweder-Oder gibt, sondern ein Und.
Dasein und Mitaushalten
Nicht viele Menschen können Traurigkeit und belastende Gefühle aushalten. Doch genau das würden Trauernde sich wünschen. Dass es Menschen gäbe, die sich einfach daneben setzen und den Schmerz in dem Moment mitaushalten können. Eine Tasse Tee machen, zuhören, die Hand halten, mitweinen. Stattdessen sagen die meisten: „Wein nicht!“, „Das wird wieder alles gut.“, „Das hätte er/sie nicht gewollt, dass es dir schlecht geht. Sei stark für sie/ihn“.
Natürlich ist es von jedem*r das Recht zu sagen, dass wir etwas nicht aushalten können. Vielleicht weil es uns selbst triggert und an schwere Verluste erinnert. Dann braucht es genau diese ehrlichen Worte. Wer es aber kann, soll es tun und versuchen. Ja es berührt einen selbst und ja es ist oft nicht besonders angenehm, wenn man es nicht gewohnt ist. Aber es wird dich näher an dich selbst heranbringen, deine eigene Verletzlichkeit zeigen, und du wirst dadurch der trauernden Person viel näher sein als je zuvor. Halte aus, wenn du kannst und es dir zutraust. Biete anderwärtig Hilfspersonen an, wenn du dich selbst damit überfordert fühlst und sei ehrlich.
Was hast du dir in deiner Trauer am meisten gewünscht?