Jemand in deinem engeren Umfeld hat soeben einen geliebten Menschen verloren. Dann ist es dir wichtig, deine Anteilnahme auszudrücken. Du kaufst dir eine der klassischen Trauerkarten, setzt dich davor und überlegst, was du nun am besten schreiben könntest. Was sollst du nur für Worte finden, die trösten können? Müssen sie das tun? Was sollte in die Karte rein kommen und was lieber nicht? Hier eine kleine Anleitung für dich.
*enthält unbezahlte Werbung
Trauerkarten – aber welche?
Die meisten der Trauerkarten, die man in üblichen Läden kaufen kann, schauen alle fast gleich aus. Sie sind weiß oder ganz dunkel, mit einem Kreuz versehen, einer Kerze und manchmal auch Blumen. Dann ist entweder ein Gebet drauf, ein netter Spruch und ganz oft die Floskeln “In (aufrichtiger) Anteilnahme”, “In stiller Trauer”, oder “Ruhe in Frieden”. Meine Familie und ich hatten hunderte solcher Trauerkarten nach dem Tod meiner Schwester bekommen. Fast alle sahen gleich aus. Als ich sie mir ansah, fragte ich mich ständig, warum die denn alle so weiß oder schwarz sein müssen? Larissa liebte doch bunte Farben und war doch so jung. Besonders störte mich der Satz mit der stillen Trauer. In mir wollte etwas laut schreien, um sich schlagen, losrennen, kreischen vor Schmerz. Ich wollte nicht still sein, sondern ganz laut und fragte mich, ob ich das nun eben nicht darf.
Meine Eltern empfanden das, glaube ich, nicht so. Sie waren von den Karten berührt und ich war genauso dankbar um jede Einzelne. Und trotzdem fragte ich mich, geht das denn nicht besser, anders, nicht so konventionell? Heute weiß ich, das geht!
Karten selbst gestalten
Viele meiner gleichaltrigen Freunde hatten mir selbst gestaltete Karten geschenkt, mit wunderschönen, selbst gemalten Vorderseiten, die Lebendigkeit und Liebe ausstrahlten. Sie spiegelten Larissa und ihre Lebensfreude wieder. Warum also nicht selbst etwas malen, wenn man das gerne tut? Warum nicht eine kleine Collage basteln mit bunten Farben, wenn es dem/der Verstorbenen entspricht? Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Diese Karten waren es, die mich tief berührt hatten, die ich aufgestellt habe und an die ich mich heute noch gerne erinnere. Sie waren es, die mir ein Lächeln im traurigsten Moment zauberten und mir Kraft schenkten.
Karten zum Kaufen
Mittlerweile gibt es auch einige unkonventionelle Kartengestalter, die mit ihrer Kreativität wirklich wundervolle Trauerkarten herstellen.
Chatlab
Hier findest du eine bunte Mischung aus Karten, die einen verweilen lassen und Trost spenden. Mit wenigen Worten, einem farbigen Touch und einer Einfachheit bringt sie die Trauer auf den Punkt und berührt. Denn es geht ums Mitaushalten und das zeigen die Karten gut. Dabei gibt es nicht nur Trauerkarten, sondern auch für viele andere Anlässe tolle Angebote. Hier kannst du alle Trauerkarten ansehen.
Vergiss mein nie
Annemone von Vergiss mein nie hat sich ebenfalls kreativ betätigt und wundervolle Trauerkarten gestaltet. Das Beste daran: Eine kleine Anleitung ist mit dabei, was man denn schreiben könnte. Also kein stundenlanges davor sitzen mehr und Ratlosigkeit. Hier kannst du noch mehr Karten sehen, andere tolle Trauergeschenke finden und ein bisschen stöbern.
Worte finden (Do’s und Don’ts)
Nun haben wir also die passende Karte vor uns liegen und du fragst dich noch, was du nun reinschreiben sollst. Fangen wir damit an, was du vielleicht NICHT verwenden solltest.
Übliche Floskeln
Ein bisschen fad und lieblos fand ich, wenn ich eine Karte öffnete und dann nur drin stand: Mein Beileid, liebe Grüße, Name oder Es tut mir so leid, aber jetzt musst du stark sein, du schaffst das schon, liebe Grüße, Name oder Du bist noch jung, du packst das schon, deine Schwester hätte gewollt, dass du lachst, liebe Grüße, Name… Floskeln sind selten eine gute Lösung…
Die meisten davon lösten entweder gar nichts aus in mir, manche davon Erstaunen oder eher Druck, dass ich jetzt schnell wieder funktionieren muss und ganz stark sein sollte. Wahrer Trost enthielten die wenigsten davon.
Den eigenen Trauerfall ausführen und vergleichen
Manche haben ganz viel geschrieben. Dann aber meist ihre eigenen Geschichten. Sie wüssten ganz genau, wie ich mich jetzt fühle, weil sie hätten auch ihren Kater, ihre Oma, ihre Tante, ihre Mama etc… verloren. Es gab einige, die es schafften mit ihrer eigenen Geschichte wirklich ein Gefühl zu schenken, nicht allein damit zu sein, aber bei den meisten habe ich mich am Ende des Textes gefragt: Und wo geht es nun um Larissa und meine Trauer? Hier sollte man die eigene Geschichte etwas reduzierter ansprechen oder vielleicht auch gar nicht.
Religiöses
Ich bin Atheistin. Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod und nicht an Gott. Doch ich bekam zahlreiche Karten mit Kreuzen, Engeln und Psalmen. Das war für mich sehr befremdlich und ich konnte nichts damit anfangen. Bevor du eine Karte wählst und Worte nieder schreibst, überlege erst einmal, ob die trauernde Person religiös (und dann welche Religion) oder vielleicht spirituell ist oder eben nichts von beidem. Wenn du dies aber nicht weißt, dann halte es lieber weltlich und auf der Gefühlsebene. Denn sei dir immer bewusst: Es geht hier nicht um deine Religion oder Vorstellung und auch nicht um deine Trauer, sondern um die des trauernden Menschen.
Hole dir für 0,- Euro dein SeelenSport® Erste-Hilfe-Kit für deinen Traueralltag bestehend aus zwei Körperübungen und einer großen Portion Mut!
Welche Worte sollten drin stehen
Ich kann dir hier nicht einen konkreten Wortlaut geben, denn das Wichtigste ist immer, sich nach der trauernden Person zu richten und vor allem nach der verstorbenen Person.
Einleitung
Hier nimmst du Bezug auf das, was passiert ist und wie leid dir das tut. Schreibe gerne, dass es dich selbst auch fassungslos macht und erschüttert und dir die Worte irgendwie grad fehlen. Lieber ehrlich sein, als fertige Floskeln hinschreiben.
Ehrliche Anteilnahme
Benenne auch gerne, dass du an die Person gerade besonders denkst und aufrichtiges Mitgefühl empfindest, dass es dich selbst traurig und betroffen macht. Sei auch hier ehrlich und offen, ohne dabei einfach nur mein Beileid niederzuschreiben.
Erinnerungen teilen
Besonders schön und tröstlich fand ich es immer, Erinnerungen von Larissa zu lesen. Ich hatte ja meine eigenen Erinnerungen mit ihr, aber sie kannte viele Menschen und diese erzählten mir dann in der Karte von einem Erlebnis mit ihr. Das machte sie in dem Moment so lebendig und ich erfuhr viel Neues über meine Schwester. Wenn du die verstorbene Person nicht persönlich gekannt hast, dann vielleicht aus Erzählungen der trauernden Person. Darauf kannst du genauso eingehen und hier eine Erinnerung auf solche Art beschreiben.
Wünsche und Angebote
Beschreibe, was du der trauernden Person wünschst. Und hier meine ich nicht, dass die Trauer schnell weg sein soll, denn das wird sie nie sein. Es soll in die Richtung gehen wie etwa, Raum und Zeit für die Gefühle der Trauer, liebevolle Menschen um die Person herum, eine verständnisvolle Arbeit, einen Weg damit umzugehen und viel Kraft. Biete auch deine aktive Hilfe an, wenn ihr euch nahe steht. Wie etwa wir können gerne regelmäßig spazieren gehen. Ich ruf dich die Tage mal an. Und hole dich dann ab. Aber schreibe so etwas nur, wenn du dich dem gewachsen fühlst und es auch ernst meinst.
Gedichte und Sprüche
Meine Mama hat immer die vielen Gedichte und Sprüche schön gefunden. Das hat sie irgendwie tief berührt. Vielleicht findest du ein schönes, nicht zu Abgedroschenes oder du schreibst selbst ein Gedicht. Es muss ja nicht lange sein, ein paar Worte zur Person und der Trauer in einem Reim verpackt, kann ein ganz besonderes Geschenk sein.
Für welche Worte du dich auch immer entscheiden magst, sie sollten aus vollstem Herzen kommen und ehrlich gemeint sein. Dann kannst du eigentlich nichts falsch machen.
Falls du selbst mal eine Trauerkarte erhalten hast, was hat dir darin besonders geholfen? Hast du ein Beispiel? Schreib es gerne in die Kommentare.
6 Antworten
Liebe Katy, ich danke dir zunächst, dass du so unermüdlich alle Trauernde mit deinen Ideen und Texten nach wie vor begleitest. Das tut gut.
Ich möchte kurz schreiben, was wir am Tag der Bestattung den Trauergästen an einem Extratisch, anstatt viele Karten zu erhalten, zur Verfügung gestellt haben:
es war ein großes Buch mit leeren Seiten, verschiedene Stifte, Kleber, Bänder und jeder Gast konnte mit und ohne mitgebrachter Fotos etwas über meinen Sohn hineinschreiben- oder malen. Dies wurde zu einer wunderbaren Sammlung der Erinnerung an ihn – von allen … anstatt vieler Karten.
Liebe Christiane,
vielen lieben Dank dass Du diese Erfahrung mit uns allen teilst. Das ist wirklich eine ganz wundervolle Idee.
Dein SeelenSport Team
Liebe Katy, so viele schöne Worte, so viee persönliche Eindrücke, so wertvoll ….
Ich habe immer die Trauerkarten selbst gemacht und fand es genau so wie Sie, warum Standardsprüche, warum immer schwarz, warum still….
Ich habe beim Lesen Ihres Textes echt Tränen in den Augen gehabt, er ist so grundehrlich und direkt. Danke dafür, auch wenn mein Kommentar Jaaaahre verspätet kommt.
LG
Isabella
Liebe Isabella, vielen herzlichen Dank für deine lieben Worte. Das bedeutet uns sehr viel und hat auch uns berührt. Liebe Grüße, Stefanie vom SeelenSport Team
Liebe Katy,
Ich bastel und gestalte meine Trauerkarten immer selbst. Inspirationen hole ich mir im Internet, Zeitschriften, Bücher…
Ich habe mir auch schon überlegt, mehrere Karten auf einmal zu machen. Mir ist das nicht individuell genug.
Einen Text und Spruch wird auch meist individuell gestaltet.
Grüße A. S.
Liebe Anja,
wie schön, dass du da auch selbst kreativ wirst und Persönlichkeit in die Karten steckst. Das ist einfach viel schöner und berührender für auch die empfangende Person. Und auch die individuellen Worte machen so viel aus. Hier kann man dann auch Bezug nehmen zu den Personen und einfach viel empathischer und liebevoller schreiben. Toll, dass du es so machst. Liebe Grüße, Stefanie vom SeelenSport Team