Ein gesunder Mensch isst normalerweise aus folgendem Grund: Sein Körper verlangt nach Energie und Nährstoffen, sprich er hat Hunger. Außerdem essen wir oft gerne in Gesellschaft, wodurch unsere sozialen Bindungen gestärkt werden. Dabei dürfen Genuss und Freude am Essen natürlich nicht zu kurz kommen. Wenn wir aber unter emotionaler Belastung stehen, wie zb. nach einem schmerzvollen Verlust, beginnen wir uns gefühlsorientiert zu ernähren. Oder wir hören gänzlich auf zu essen, mit ebenso fatalen Folgen. Ein Problem, worüber kaum jemand spricht. Betroffene wissen oft nicht, dass sie sich emotional ernähren und wenn, dann fühlen sie sich alleine und im Stich gelassen. Die Folgen: noch mehr emotionales Essen. Hast auch du an dir entdeckt, dass du deine Trauer um deinen Verlust versuchst mit Essen zu stillen? Oder hast du ein vollkommen neues Essverhalten entwickelt und dadurch stark zu- oder abgenommen? Mir ging es ähnlich. Ich zeige dir, was du dagegen tun kannst.
Emotionales Essen
Stirbt ein geliebter Mensch oder du betrauerst einen schmerzvollen Verlust, hast du anfangs kaum noch Kraft dich aufzurappeln und etwas Nahrung zu dir zu nehmen. Du weinst, schreist, lachst auch zwischendurch und dann weinst du wieder. Du nimmst die Welt nur noch verschwommen wahr und dein Körper fühlt sich taub an. So auch dein Hungergefühl. Vielleicht liegst du manchmal den ganzen Tag im Bett und vergisst regelrecht dabei, zwischendurch etwas zu essen. Und wenn du mal dran denkst, dann soll es schnell gehen. So landet dann oft etwas Ungesundes auf dem Teller. Am nächsten Tag das gleiche Spiel.
Monate später wurde dein unregelmäßiges Essverhalten zu einer Regelmäßigkeit. Du hast zugenommen oder vielleicht auch abgenommen, leidest an Mangelerscheinungen, körperlicher Schwäche und Müdigkeit. Ein Teufelskreislauf, der mit jedem weiteren Tag schwerer zu durchbrechen ist. Du kennst dich selbst nicht mehr. Du hast dich aus der Traurigkeit heraus begonnen zu ernähren, deinen Frust und die Schmerzen versucht wegzuessen. Vielleicht hat dir das für den Moment auch geholfen. Aber kaum ist der letzte Bissen runter geschluckt, schreit dein Herz wieder lauthals los. Es sehnt sich danach seine Gefühle zu leben, seine Trauer auszudrücken und in seinen Gefühlen wahrgenommen zu werden. Doch das, was du in diesem Zustand hörst, ist ein Magenknurren, die Lust nach noch mehr Essen.
Dort, wo du glaubst, dass dein Magen hungert, hungert in Wahrheit deine Seele.
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Vielleicht bist du aber auch jemand, der kaum noch isst, weil Essen einfach nur noch sinnlos erscheint. Appetitlosigkeit in einer Dimension, die du so noch nie erlebt hast. Wenn deine Lebenslust dahin schwindet, dann oft auch die Lust am Essen. Auch in diesem Fall hungert dein trauerndes Herz.
In den ersten Monaten war ich wie in einem Trance-Zustand. Mein Körper war mir egal. Ich trank Unmengen an Alkohol und stopfte mir willkürlich den Magen voll mit fetten, nährstoffarmen Dingen, die mit echter Nahrung nichts mehr gemein hatten. Wenge Monate später hatte ich nicht nur mit den Gefühlen der Trauer zu kämpfen, sondern auch mit den Folgen dieser einseitigen Ernährung. Mein Körper war schwach, bekam Mangelerscheinungen, war vollkommen übermüdet und kraftlos. Ich nahm an Fettgehalt zu und an Muskelmasse noch mehr ab, was ich ohnehin bereits seit der Knieoperation tat. Jede noch so kleine Anstrengung überforderte meinen Körper.
Als ich mit dem Training begann, änderte ich vorerst noch nichts an meinem Essverhalten. Dann wurde mir aber bewusst, dass sich meine Art der Ernährung nicht mit den Trainings vereinbaren ließen. Ich begann mich selbst zu beobachten, warum ich überhaupt bestimmtes Essen zu mir nahm. Dazu las ich zahlreiche Bücher über Ernährung und die seelischen Hintergründe. Ich erkannte, dass nicht mein Körper nach Essen hungerte, denn davon hatte er ja ausreichend. Vielmehr wurde mir bewusst, dass meine Trauer nach Anerkennung und nach Beachtung schrie und ich diese in Form des Essens zu stillen versuchte.
Außerdem erfuhr ich viel über die Zusammensetzung von Nährstoffen und wie ich mir diese zu nutzen machen konnte. Sodass ich zu mehr Kraft im Alltag kam und meinen trauernden Körper besser unterstützen konnte. Ich stellte meine Ernährung vollkommen um. Dadurch hatte ich neue Kraft und Stärke und weniger depressive Phasen. Ich erlangte wieder ein normales Hunger- und Sättigungsgefühl. Beim Essen ließ ich mich weniger von meinen Emotionen leiten und gab diesen die Aufmerksamkeit, die sie wirklich brauchten. Auch du kannst es schaffen, deinen emotionalen Hunger ohne Essen zu stillen.
Was du tun kannst
Dein Essverhalten dokumentieren
Ich rate zu Beginn eine Art Ernährungstagebuch zu führen. Jedoch geht es hierbei NICHT um die Kalorienanzahl, sondern vielmehr um das „WANN und WARUM esse ich gerade“! Kauf dir am besten ein kleines Notizbuch, wo du dein Essverhalten mindestens für eine Woche genau dokumentierst. Dabei ist wichtig die Uhrzeiten zu vermerken, in welcher Situation du gerade steckst und welche Gefühle dich im Moment gerade beschäftigen, während du zb. unbedingt eine Tafel Schokolade „brauchst“. Was geht dir durch den Kopf, was belastet dich gerade? Ist es die Sehnsucht und du bist einfach traurig? Oder bist du wütend und zornig? Hast du eine Panikattacke oder Angstzustände? Gab es für diese Gefühlslage gerade einen Auslöser, Trigger? Oder steckt wirklich nur die reine Lust auf den Geschmack von Schokolade dahinter?
Hast du alles dokumentiert, dann analysiere deine Gewohnheiten. Schau dir an, in welchen Situationen du vermehrt zu ungesundem Essen greifst. Wann beginnst du aus deiner Emotion heraus zu essen, obwohl du nicht hungrig bist? Schreibe eine kleine, übersichtliche Zusammenfassung davon. Du wirst dir ein Stück weit näher kommen.
Stille deinen seelischen Hunger
Jetzt, wo du weißt welche Gefühle und Situationen dich zu emotionalem Essen verleiten, kannst du gezielt dagegen vorgehen. Überlege wie du diese aufgeschriebenen Gefühle anders stillen kannst und was du wirklich in diesen Situationen brauchen könntest? Spürst du vielleicht den Knoten im Hals, versuch deinen Schmerz durch Tränen zu lösen. Sind es Angstzustände, versuche ein paar Methoden, die mir selbst weitergeholfen haben. Vielleicht ist auch für dich etwas dabei! Du findest sie hier! Wenn die Wut am Größten ist, lass sie raus indem du dich bewegst und in die frische Luft gehst. Sind es Langeweile oder innerlicher Stress? Mach ein Workout, geh spazieren oder laufen. Es beschäftigt dich und nimmt dir den Stress. Du kannst auch einem Hobby, wie Malen, Musizieren oder Sonstigem nachgehen. Hauptsache du beschäftigst dich mit etwas Sinnvollem, das Langeweile oder Stress abbaut. Oder du achtest darauf, dass du dich gezielt durch eine ausreichende Meditation entspannst. Hierbei entspannst du nicht nur, sondern stärkst auch die Fähigkeit in dich hineinzuhören und dir Selbstmitgefühl zu schenken.
Fühlst du dich in deiner Trauer einsam und alleine? Gerade in der Trauer erleben wir oft, dass sich Freunde und Bekannte eher abwenden, weil sie mit den Gefühlen nicht klar kommen. Und oft sind es auch wir selbst, die sich zurückziehen und alleine sein möchten. Dadurch steigt das Gefühl der Einsamkeit und wir versuchen soziale Kontakte und die fehlende Begegnung mit Menschen über Essen zu ersetzen. In diesem Fall rate ich dir eine Freundin vorsichtig zu fragen, ob ihr gemeinsam etwas unternehmen könntet. Wenn sich wirklich keine finden lässt, stehen dir immer Trauerbegleiter oder Trauergruppen zur Verfügung. Du kannst hier nicht nur ausführlich über deinen Schmerz reden und dich austauschen, sondern fühlst dich dadurch weniger einsam und mehr verstanden. Du kannst dir auch einen Verein oder einen SeelenSport Kurs suchen. Dort wirst du neue Bekanntschaften machen und Freunde gewinnen.
Bereite dich auf den Notfall vor
Manchmal lässt es die Situation nicht zu, dass du deinen Gefühlen nachgehen darfst und dich mit ihnen auseinandersetzen kannst (Bsp.: Arbeit). Dann aber kannst du wenigstens darauf achten, welche Art von Essen du zu dir nimmst. Ob salzig oder süß, finde eine gesündere Alternative. Im Internet gibt es heutzutage zahlreiche Vorschläge. Such dir ein paar heraus und schau, wie es dir damit geht. Du kannst dich also gut vorbereiten, indem du deinen Ersatz mitnimmst und parat hast. Schon beim Einkauf kannst du darauf achten, was du in den Wagen packst. Denn wenn das gewünschte Essen nicht im Haus ist, greifen wir viel seltener zu krank machendem Essen. Vielen hilft oft auch, dass sie ein Glas Wasser trinken, sobald sie situationsbedingt nach Essen gelüsten. Dann 15 Minuten abwarten und in sich horchen, ob diese Lust noch immer derart präsent ist.
Fang langsam an
Versuch dich nicht unter Druck zu setzen und dir zwangläufig strikte Verbote aufzuerlegen. Das löst gleich noch mehr Stress und Emotionen aus. Emotionales Essen herauszufinden und zu analysieren, braucht viel Zeit und Geduld. Am Ende aber lohnt es sich. Denn du wirst wieder essen, wenn du auch wirklich hungrig bist. Du wirst dich und deine Gefühle besser kennen lernen. Zusätzlich hilft es dir, deinen Trauerprozess zu unterstützen, indem du deiner Seele Aufmerksamkeit schenkst und sie ihren Schmerz ausdrücken darf.
Iss langsam und bewusst
Nimm dir ausreichend Zeit für deine Mahlzeiten. Schalte den Fernseher ab, setz dich an den Tisch und esse im Hier und Jetzt. Schmecke genau, was im Mund alles vor sich geht und kaue langsam. (Eine gute Freundin von mir hat dazu ein tolles Buch raus gebracht inklusive Rezepten – Mindful me ) Wenn Menschen aus der Emotion heraus essen, schlingen sie oft genusslos und schnell ihr Essen hinunter. Der Körper realisiert das Essen nicht schnell genug und bis das Sättigungsgefühl eintritt, haben wir bereits die dreifache Menge verschlungen. Ich muss mich selbst auch immer wieder daran erinnern und mir bewusst vornehmen, mich in diesem Moment nur auf das Essen zu konzentrieren.
Eine Frau, die sich besonders ausführlich damit beschäftigt hat ist Maria Sanchez. Sie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, lebt in Hamburg und hat bereits einige Bücher zum Thema „Emotionales Essen“ veröffentlicht. Wer sich also näher mit dieser Thematik auseinandersetzen möchte, wird bei Maria einige Hilfestellungen und Antworten bekommen. Du kannst dich natürlich auch mit Hilfe einer Therapie näher damit befassen und deinem emotionalen Essen den Kampf ansagen.
Wie geht es dir bezüglich deiner Ernährung seit deinem Verlust? Bist du ebenfalls ein emotionaler Esser? Erzähl mir davon in der Kommentarfunktion!
3 Antworten
Dieses Gefühl kenne ich leider zu gut.Als mein Bruder plötzlich nicht mehr da war und der Schmerz und die Verzweiflung so groß war,konnte ich zuerst gar nichts zu mir nehmen. Den Alkohol abends trank ich,um wenigstens ein bisschen das Gefühl zu haben,es tut nicht mehr so weh,oder um einfach mal zu schlafen.Ich musste dann ziemlich schnell funktionieren und mich um alles kümmern.Zeit für mich war da keine.Also versuchte ich mich mit Süßigkeiten zu trösten und anderen ungesunden Dingen.Das brachte mir 10kg mehr auf die Waage,ich merkte wie leergebrannt mein Körper war.Nach 1,5Jahren beschloss ich ,das es nicht so weiter geht und habe mich bei Weight Watchers angemeldet,da ich einfach die Unterstützung benötige.7kg sind schon weg
Außerdem versuche ich mir ein Beispiel an dir zu nehmen liebe Kathy und bin so aktiv wie nie zu vor.
Ich versuche mir sportliche Ziele zu stecken,denn ich merke wie gut der Sport meiner Seele tut.
Deine Beiträge hier machen mir solchen Mut und zeigen mir,das ich nicht falsch bin ,oder etwas falsch gemacht habe in meiner Trauer. Danke dafür Kathy
Danke liebe Sandra fürs Teilen deiner eigenen Erfahrung zu emotionalem Essen. Es hat mich sehr berührt und du kannst sehr stolz auf dich sein, dass du den Schritt gewagt hast und etwas geändert hast! 7 kg sind wirklich nicht ohne, Hut ab! Es freut mich zutiefst, dass dir meine Beiträge helfen und ich dich somit zu etwas mehr Bewegung motivieren kann. So schön, dass es deiner Seele gut tut. Ich freue mich wirklich sehr mit dir!!! Bleib dran und berichte weiterhin von deinen Erfolgen ! Ich freue mich drauf! Alles Liebe, Katy
Hallo Kathy, bin gerade auf den Artikel gestossen und habe beim Lesen das Gefühl, dass es so ist,wie du schreibst. Ich bin seit 5 Monaten in AU.
Immer schon eine Frust und Heimlichesserin gewesen. Doch zurzeit ist es ganz schlimm. Ich hab das Gefühl, ich kann das Tal der Tränen nicht verlassen und mich anderem zuwenden. Besonders schlimm finde ich es für meine 12jährige Tochter. Ich hab das Gefühl, meiner Tochter keine gute Mutter zu sein. Mit all den dunklen Stimmungen.Das vergrössert immer nur meine traurigen Gedanken.
Ich hoffe, ich werde die Idee mit dem Aufschreiben des Essens für mich umsetzen. Danke dafür.