Gewalttat in Hanau – Kollektive Trauer: Was du tun kannst!

Eine Tat mehr im deutschsprachigen Raum, die kollektive Trauer mit sich bringt. Wieder explodieren die Nachrichtenberichte über die Gewalttat in Hanau, Nähe Frankfurt. Viele sprechen nur über den Täter, anstatt konkrete Hilfestellungen anzubieten, zu sagen, was nun für eine kollektive Trauer wichtig wäre. Was kannst du aber tun, wenn Morde, Attentate oder Gewalttaten passieren und eine Öffentlichkeit berührt davon ist. Hier ein paar Möglichkeiten!

Vielleicht kennst du mich noch nicht. Bevor du nun denkst, ach, was weiß die denn schon. Sehr viel. Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn dein Lieblingsmensch brutal ermordet wird, wenn ein ganzes Land deswegen trauert und geschockt ist und wenn tagtäglich weiter Hass und Angst geschürt wird. Meine Schwester wurde 2013 von ihrem Freund ermordet. Ich weiß also sehr viel davon…

Gewalttaten passieren, egal aus welcher Intention heraus, oder welchem Hintergrund. Sie passieren leider und das viel zu oft. gegen einzelne Personen und manchmal, wie in Hanau, gegen eine ganze Gruppe. Dann folgt der Schock im Land, darüber, wie sowas nur möglich sein kann. Und dieser bietet den perfekten Nährboden für die Medien. Zeitungsartikel, die genau über das Täterprofil aufklären, die grausame Vorgehensweise darstellen und das am besten im Minutentakt.

Ja es muss aufgeklärt werden, aber nicht jedes Detail durchgekaut und minütlich raus gepresst.

Zurück bleibt ein Leser, noch mehr schockiert, zitternd vor Angst, vor einer weiteren möglichen Tat in seinem Ort, in einem Lokal, in seiner Beziehung.

Angst schüren

War der Täter ein „Ausländer“ projiziert der Leser seine Angst auf jeden „anders“ aussehenden Menschen, auf jede andere Religion. War es ein Mensch aus der rechtsextremen Ecke, wie bei der Gewalttat in Hanau scheinbar, werden alle gemieden, die auch nur ansatzweise „zu deutsch“ rüber kommen. Wir werfen Menschen in einen Topf, ohne dabei zu sehen, dass nur der Einzelne hier verantwortlich ist. Wir verlieren unser Urvertrauen, das uns in Kontakt miteinander bringt, stattdessen sitzt Angst und Panik im Herzen, die uns spaltet und Misstrauen erzeugt.

Verstehe mich nicht falsch. Es ist ein vollkommen natürliches Verhalten, dass wir auf eine solche Tat mit Vorsicht, und Angst reagieren. Das machen unsere Urinstinkte mit uns, um uns vor Gefahren zu schützen. Die aktive, reale Gefahr, dass du an einer solchen Tat stirbst, ist jedoch eine derart geringe. Nur sehen wir das nicht, weil unser Gehirn mit der Angst durch all die Medien gefüttert wird. Die Gefahr, dass du an Krebs stirbst oder einem Unfall ist um ein Vielfaches höher, doch darüber denken die wenigsten nach.

Es braucht natürlich Aufklärung über Gewalttaten, um hinzuschauen und zu sehen, wo wir als Gesellschaft vielleicht versagt haben und wo wir etwas dringend verändern müssen. Nämlich in der Prävention von Gewalt und in der Aufklärung darüber, was extreme Ideologien verursachen können.

Und dennoch bringt es dann nichts, wöchentlich alle Details der Tathergänge zu präsentieren. Denn hier steht nur wieder die Angst am Ende.

Hass schüren

Mit jedem dieser Zeitungs-Artikel, der in den sozialen Medien gepostet wird, werden damit auch die Kommentare in Gang gesetzt. Dann beginnt der Hass. Denn es geht meist nur um den Täter. Wenn die Angst vor ihm da ist, wollen wir uns vor der Gefahr schützen und entwickeln zusätzlich eine Wut, die irgendwann in Hass endet. Ein Gefühl, das Menschen genau dazu bringt, solche Taten zu vollziehen. Ein Gefühl, das einen selbst vollkommen einnimmt und nichts mehr von einer Menschlichkeit übrig lässt. Möchtest du so sein? Wenn wir mit Hass reagieren, vergiften wir nur uns selbst und damit auch unsere Liebsten.

Ich musste viel Hass auf den Mörder meiner Schwester aushalten, viele Gewaltfantasien hören, von außen, obwohl ICH es doch war, die jeden Tag damit leben musste und gegen diese bosartigen Gefühle kämpfte.

Denn meine eigene innere Stimme war voller Hass und schrecklicher Fantasien. Doch ich habe mich davon abgewandt, so wollte ich nicht sein und leben. Wo würde ich heute stehen, wenn ich mich diesem Hass hingegeben hätte? Dann gäbe es wohl keinen SeelenSport® und vielleicht wäre ich auch nicht mehr am Leben…

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Mitgefühl und Trauer

Zum Glück gibt es auch noch diese Gefühle. Denn nach Schock und Angst, kommt schließlich auch Traurigkeit. Sie kann entstehen, wenn wir von Angehörigen erfahren und den Menschen, die gestorben sind. In meinem Fall wurde das Bild meiner Schwester gezeigt, lächelnd und fröhlich, so wie Larissa halt war. Es erzeugte Mitgefühl und Traurigkeit, dadurch Tränen, eine Verbundenheit und Hilfsbereitschaft. Denn hinter der Traurigkeit steht die Liebe, zu unseren Menschen, ohne die wir nicht sein wollen.

Sterben mehrere Menschen bei einer Gewalttat fehlen meistens in den Medien diese Bilder der Opfer, oder Stimmen der Angehörigen und es wird weiter nur über den Täter berichtet und Bilder davon gezeigt. Manche (Menschen, die selbst nie in der Situation waren) mögen es auch als pietätlos betrachten, ein Bild eines Opfers (lebend) zu zeigen. Ich als Angehörige eines solchen Opfers finde es pietätlos nur über den Täter zu berichten, nur Hass und Angst zu schüren. Ein Bild eines Opfers würde nämlich Traurigkeit erzeugen, und damit kann ich besser leben.

Denn ich als Trauernde bin es, die diese Gefühle der Menschen am Ende abbekommt, wenn alle auf mich zustürmen und nur über den Täter sprechen wollen, anstatt einmal nach meiner Schwester zu fragen! Denn DAS ist es, was wir als Trauernde nach solchen Taten brauchen. Mitgefühl, Liebe, Unterstützung, statt Hass und Angst.

Mein Buch berichtet noch ausführlicher von dieser Thematik und erzählt meinen Weg vom Mord an meiner Schwester bis zur Verhandlung ihres Mörders, und was mich schlussendlich am Leben hielt! Lass dich inspirieren und spüre Mut und Hoffnung!

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Was du tun kannst!

Du kennst Angehörige, die Menschen durch Gewalttaten verloren haben?

Frage nach dem verstorbenen Menschen, nach deren Eigenschaften und Charakter, lass Fotos zeigen oder teile Erinnerungen, wenn du das Opfer selbst gekannt hast.

Aktiv helfen: Bringe Essen vorbei, biete aktiv deine Hilfe an, indem du zur Tür gehst und zb. einen Einkauf anbietest oder im Haushalt zu helfen. Sei da und höre zu.

Frage NICHT nach dem Täter, seinem Profil, seiner Arbeit oder sonst was, und auch nicht nach dem Tathergang selbst (erschossen, erwürgt, erdrosselt etc.). Der Mensch ist tot, mehr braucht es da nicht, auf einer offenen Straße oder im Cafe, diskutiert zu werden, nur um deine Neugierde und Hilflosigkeit zu besänftigen. Das kann retraumtisieren!

Diskutiere keine Zeitungsartikel mit dem Angehörigen durch und keine Schlagzeilen, erwähne sie nicht einmal, sondern konzentriere dich auf den verstorbenen Menschen und stelle ihn in den Mittelpunkt.

Vermeide Sätze wie „Das ist so schrecklich, wenn das mein XY wäre, ich könnte damit nicht leben“ oder „Wenn ich du wäre würde ich ausrasten und diesen Typ/diese Frau selbst umbringen wollen“ (sofern Täter noch leben) „Hast du denn nichts gemerkt? Da muss es doch Anzeichen gegeben haben“ (Bei Beziehungstaten – das lässt Schuldgefühle nur noch stärker aufleben)

Sag lieber: Mir fehlen die Worte, es tut mir so leid, und ich kann mir nicht vorstellen, wie traurig dich das jetzt macht. Es macht mich selbst hilflos und traurig.

Noch mehr Floskeln, die du vermieden solltest und was du stattdessen sagen kannst findest du HIER!

Setze dich mit deinen Gefühlen auseinander!

Eine solche Tat macht auch mit dir was, selbst wenn du das Opfer nicht kanntest. Oben hast du von einigen Gefühlen darüber erfahren. Was, wenn sie dich selbst erreichen. Wir haben in unserer Gesellschaft langsam verlernt mit unseren Gefühlen gut umzugehen, sie bewusst zu fühlen und hinzuschauen. Stattdessen verdrängen wir, tauschen wir aus, betäuben wir.

Welches Gefühl kommt in dir hoch, wenn du nun an diese Tat denkst?

Traurigkeit? Wut? Angst? Jedes darf sein für den Moment, sogar wenn es gerade Hass ist. Dann schau hin und hinterfrage, was dahinter noch alles verborgen liegt an Gefühlen, durchlebe und fühle sie bewusst und tausche dich aus, wenn sie dich zu sehr belasten.

Du musst diese Last nicht alleine tragen. Manchmal hilft ein Gespräch, oder einfach in Ruhe zu reflektieren, vielleicht sogar nieder zu schreiben.

Kümmere dich darum, denn wie wir auf eine solche Tat reagieren hat viel auch mit unseren eigenen Verlusterfahrungen, unseren Mustern aus der Vergangenheit zu tun. Und diese Gefühlsreaktionen ebnen den Weg für unser weiteres Handeln. Es liegt in deiner Hand für was du dich entscheidest. Liebe oder Hass? Du wirst am Ende nur reicher werden, wenn du dich den ungemütlichen Gefühlen stellst, ihnen Raum gibst, dann wird auch wieder Liebe Platz finden können.


Was all diese Berichterstattung erst mit den Trauernden selbst macht, werde ich nun nicht ausführen… das könnt ihr in meinem Buch nachlesen!

Vielleicht wird sich irgendwann etwas in der Berichterstattung ändern, mit meinen Vorträgen und meinem Blog, meinem Buch und meinem offenen Umgang trage ich weiter dazu bei!


Nun aber zu dir! Was denkst du über die mediale Berichterstattung bei Gewalttaten? Kommentiere unten und lass es mich gerne wissen!

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