In meiner Familie besaß die Musik von Beginn an einen sehr hohen Stellenwert. Meine Schwestern und ich lernten Instrumente oder sangen in unserer gemeinsamen Zeit. Die Musik verband uns und war allgegenwärtig. Als meine Schwester sterben musste, erhielt die Musik plötzlich einen ganz neuen Platz in meinem Herzen. Sie spendete Trost, schenkte Hoffnung und Zuversicht, half meine Gefühle zu verarbeiten, schuf die schönsten Erinnerungen und eine unbeschreibliche Nähe.
Sie wurde zu meiner Melodie der Trauer und kann auch zu deiner werden.
Musik schafft Erinnerungen und schenkt dir Nähe
Zahlreiche Lieder und musikalische Momente erinnern mich an meine Schwester. Sie spielte mit Herzblut Saxophon. Wann immer ich eines höre oder sehe, beginnt mein Herz an zu hüpfen. Als wir noch jünger waren, sangen wir oft zusammen das Lied „Wannabe“ von den Spice Girls. Sie liebte den Song. Egal, ob im Auto, zu Hause, in irgendeiner Bar oder sonst wo, dieser Song musste immer gesungen, getanzt und auf Video festgehalten werden. Erinnerungen, für die ich ewig dankbar bin. Vielleicht fallen auch dir gerade Lieder und Musikgruppen ein, die du mit deinem Verlust verbindest? Wie fühlt es sich für dich an, wenn du daran denkst? In mir produziert es eine Mischung aus Liebe, Trauer und Dankbarkeit. Gefühle, die mir unglaubliche Nähe schenken.
Ein Lied jedoch hat eine ganz außergewöhnliche Bedeutung für mich: Der Song „And we danced…“ von Macklemore & Ryan Lewis. Dazu haben Larissa und ich ausgiebig in ihrer letzten Nacht getanzt und den Tanz sogar auf Video festgehalten. Wenn ich dieses Lied höre, geht mein Herz auf. Ich sehe sie direkt vor mir lostanzen und es fühlt sich an, als wäre der Tanz erst gestern gewesen.
Das war nicht immer so. Viel Zeit und Geduld brauchte es, um schöne Gefühle der Nähe zu spüren, statt Schmerz und Wut.
Der Anfang war wirklich hart. Wenn ich Lieder hörte, die mich an sie erinnerten, kamen Schmerzen, Sehnsucht und Wut in mir hoch und ich musste bitterlich weinen. Im Alltag flüchtete ich von der Stelle oder schaltete die Musik einfach aus. Stattdessen hörte ich aggressivere Songs. Eine Strategie, die vielleicht auch dir bekannt vorkommt. Bloß nicht weinen und anmerken lassen, dass dir das grad an die Nieren geht. War ich allerdings alleine, hörte ich oft stundenlang all diese Lieder. Dadurch konnte ich besser meine Gefühle raus lassen und weinte den ganzen Tag durch. Es befreite mich von all dem Schmerz.
Monate und Jahre später, traten an Stelle von Schmerz und Wut tiefe Liebe und Nähe.
Wie dieser Weg genau ausgesehen hat, kannst du in meinem Buch lesen. Lass dich inspirieren und ermutigen, den eigenen Weg zu gehen!
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Weinen musste ich wenn ich diese Lieder hörte nur noch selten, ich lächelte vielmehr und fühlte Dankbarkeit für jeden Moment mit ihr. Gib dir die notwendige Zeit, die du brauchst. Wenn du die Musik nicht hören kannst, ist das vollkommen ok. Nichts muss, alles kann. Fühl dich von niemandem gezwungen. Hör auf dein Herz und du wirst spüren, wenn es bereit dafür ist. Eine Frau, deren Tochter verstarb, erzählte mir, dass sie jahrelang mit ihrer Tochter in einem Chor gesungen hatte. Nach deren Tod konnte sie es nicht mehr und verlor die Freude daran. Irgendwann jedoch, wandelte sich die schmerzvolle Erinnerung und sie fand wieder den Spaß am Singen. Auch, wenn du noch nicht so weit bist, vielleicht gibt es dir Hoffnung, dass es irgendwann so sein wird.
Musik schenkt dir Trost und Zuversicht
Trauer kann manchmal sehr einsam machen. Du fühlst dich mit deinen Gefühlen oft alleine und verloren. Aber du bist nicht alleine. Viele Musiker haben aus ihren traurigsten Erfahrungen wundervolle Melodien und Texte gezaubert, die dir unendlich viel Trost schenken können und die Einsamkeit ein bisschen reduzieren. Zwar erinnern sie an den schmerzvollen Verlust und singen dir wortwörtlich aus der Seele, doch zeigt es damit auch, dass dieser eine Mensch, der diese Worte singt wahrscheinlich selbst die Tiefen der Trauer kennen lernte. Und das finde ich persönlich sehr tröstend und gibt mir eine starke Verbundenheit. Dadurch fühle ich mich weniger einsam. Diese Lieder gaben mir Hoffnung, dass irgendwann eine Zeit kommen wird, in der ich wieder ein glückliches Leben haben kann.
An Tagen, an denen dir nur zum Weinen ist und die Wellen der Trauer mal wieder größer sind, verwende die Musik als eine Art Begleitung durch den Schmerz und die Trauer. Die berührenden Worte helfen dir noch mehr deine Gefühle zuzulassen. Danach wirst du dich erleichtert und besser fühlen. Ich mach das heute noch in regelmäßigen Abständen.
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Musik macht lebendig
Trauernde berichten häufig davon lange Zeit eine gewisse Ohnmacht zu spüren. Sie leben vor sich hin, ohne sich selbst und ihren Körper zu spüren, mit einer Sinnlosigkeit vor den Augen und emotional abgestumpft. Musik kann dir ein Stück Lebendigkeit wieder zurück geben. Besonders dann, wenn wir sie selbst produzieren und Teil von ihr werden. Als ich sechs Wochen auf Reha war, wurde ich einer Musiktherapie zugeteilt. Wir saßen im Kreis und sollten ein Instrument auswählen, unabhängig davon, ob es uns bekannt war, geschweige denn, ob wir es spielen konnten. Die Musiktherapeutin forderte uns auf einfach nach unseren Gefühlen drauf los zu spielen. Obwohl keiner von uns das jeweilige Instrument beherrschte oder musikalisch Talent besaß, entstand ein wundervoll harmonisches Stück. Die Melodie berührte mich und brachte mich zum Weinen. Ich fühlte mich in diesen wenigen Minuten unglaublich lebendig. Nicht nur mir ging es so, auch meine „Bandkollegen“ begannen zu lächeln oder zu weinen. Beherrschte davor noch Melancholie und Depression den Raum, erstrahlte dieser danach in lebendiger Pracht.
Du musst nicht zwingend eine Musiktherapie machen, das steht alleine dir offen. Greif dir zu Hause ein Instrument oder einen Tisch zum Trommeln, setz dich mit deinen Liebsten zusammen und lasst euren Gefühlen freien Lauf. Vielleicht entsteht eine Melodie der Trauer, die euch verbindet und Kraft schenkt.
Musik erweckt Kraft und Stärke
Kennst du diese Lieder, die dir das Gefühl geben unfassbare Stärke zu besitzen? Die Songtexte sind voller motivierender Sätze, die dich aufbauen und an dich glauben lassen. Besonders dann, wenn große Aufgaben, Begegnungen oder Prüfungen des Lebens anstanden, habe ich mir solche Lieder angehört, um besser fokussieren zu können. Monate nach dem Tod meiner Schwester stand meine erste Prüfung in der Uni am Plan. Ich schaffte es in dieser Zeit noch kaum mich länger als 10 Minuten zu konzentrieren. Schreckliche Bilder und der Gedanke an meine Schwester unterbrachen mich darin ständig. Die Prüfung war mündlich. Noch schlimmer. Meine größte Angst war, dass Wörter wie Tod, Mord etc. auftauchen könnten und ich ein völliges Blackout bekommen würde. Deshalb hörte ich kurz davor Lieder, die mich innerlich hoch pushten und mir vermittelten, ich könnte alles schaffen. Derart gepusht und voll mit Adrenalin meisterte ich diese Prüfung mit einem „Sehr Gut“. Danach fiel der Druck schlagartig ab. Ich ging zum Sportplatz, trainierte dort und weinte gleichzeitig. Vor Erleichterung und Freude, vor Traurigkeit und Sehnsucht.
Besonders auch im Training begleitet mich die Musik, wodurch ich unterstützend über meine Grenzen hinauswachsen kann und manchmal Ziele erreiche, von denen ich bisher nur träumte. Musik kann in diesem Fall ebenso stark pushen und dich dadurch weiter bringen. Oder sie hilft dir einfach, dich zu erinnern, zu trösten, Freude und Spaß zu empfinden und dich lebendig zu fühlen. Je nach Auswahl deiner Lieder.
Um dir die Suche zu erleichtern, habe ich dir auf Spotify zwei Musiklisten zusammen gestellt: Eine soll dir Trost schenken und zeigen, dass du nicht alleine bist. Sie kann dich in deinen trauernden, tränenreichen Momenten begleiten. Die andere soll dir Freude und Stärke geben, die du perfekt bei deinen Workouts verwenden kannst !
Wenn du bestimmte Lieder ergänzend für mich haben solltest, schreib es in die Kommentare und ich füge sie hinzu 🙂