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Schau nicht weg – 4 Anzeichen für häusliche Gewalt

Meine Schwester wurde von ihrem Freund ermordet. Anzeichen dafür, wie häusliche Gewalt, und dass es soweit kommen konnte, gab es nicht. Sie waren nur knapp 2 Monate „zusammen“ und nicht mal das wirklich. Doch die meisten Femizide haben eine lange Vorgeschichte. Sie beginnt schleichend mit häuslicher Gewalt. Jahrelang dauert es oft, bis Frauen es schaffen auszubrechen. Die gefährlichste Zeit dann, in der die meisten Morde passieren. Damit es nicht so weit kommt, braucht es noch viel an Präventionsarbeit in beide Richtungen. Doch wir können bis dahin wachsam in unserem Freundeskreis sein und gewisse Anzeichen deuten lernen. Welche das sind, habe ich für dich zusammengefasst.

Ich selbst war monatelang in einer Gewaltbeziehung gefangen, bevor ich es schaffte zu fliehen. Die meisten denken, dass es doch von außen offensichtlich sein muss. Blaue Flecken überall, Knochenbrüche etc. Doch nicht nur körperliche Gewalt zählt hier rein, auch die psychische und sexuelle. Von außen können wir das nicht auf den ersten Blick erkennen. Sogar wenn es sich um körperliche Gewalt handelt, wissen Täter*innen oft genau, wohin und wie schlagen, sodass es nicht sichtbar ist.

Ich beziehe mich im Artikel auf Gewalt gegen Frauen. Sie sind, statistisch gesehen, meistens davon betroffen. Dahinter stecken gesellschaftspolitische Grundprobleme und Ursachen, die zu vermehrter Gewalt an Frauen weltweit führen. Gewalt an Männern gibt es auch. Allerdings sind oft die Hintergründe andere und ich bin hierfür nicht die richtige Person. Meine Expertise liegt nun mal in Femiziden und Gewalt an Frauen. Du bist als Mann betroffen? Dann findest du hier Hilfe und hier noch eine interessante Doku (Triggerwarnung) mit Links.

Du hast vielleicht einen großen Freundeskreis und einige Arbeitskolleginnen. Du spürst vielleicht schon, dass etwas nicht stimmt, bist aber noch unsicher. Wie kannst du als Freund*in erkennen, ob jemand betroffen ist und in einer Gewaltbeziehung steckt? Hier 4 Anzeichen, die darauf hinweisen können.

Deine Freundin hat kaum noch Zeit

Ihr habt früher viel miteinander unternommen und euch regelmäßig gesehen. Dann kam der*die neue Partner*in und du merkst, dass sich deine Freundin zurückzieht. Frisch verliebt ist es oft so, dass man zu Beginn mehr mit dem*der Partner*in machen möchte. Wenn das dann aber überhand nimmt und sie normalerweise auch gar nicht so der Typ dafür ist, dann kann das ein erstes Zeichen sein.

Sie findet häufig Ausreden für eure Treffen, winkt ab, meldet sich nicht mehr so regelmäßig, wirkt in Gesprächen unsicher und überlegt, wenn ihr versucht, etwas auszumachen. Dazu erwähnt sie ständig, dass sie erst ihre*n Partner*in fragen muss, ob das Treffen so möglich sei. Du spürst als Freund*in, dass sie nicht mehr intuitiv handelt und keine Entscheidungen mehr alleine treffen kann, sondern sehr bedacht ist.

Deine Freundin wird stetig kontrolliert

Wenn du es dann doch geschafft hast, dich mit deiner Freundin zu treffen, dann gibt es auch hier deutliche Anzeichen. Sie wird permanent währenddessen von der*dem Partner*in über Anrufe oder Nachrichten kontaktiert. Sie bekommt Fragen wie, wo sie genau sei, wie lange noch, wer alles dabei sei etc. Du spürst, dass deine Freundin mehr am Handy hängt, als sich mit dir zu unterhalten, um ihm*ihr Bescheid zu geben.

Auch bei einem Treffen zu dritt oder auf Partys etc. kannst du beobachten, wie er*sie auf das Verhalten deiner Freundin reagiert. Gibt es häufig Nachfragen, Eifersuchtsszenen, subtile Vorwürfe, scharfe befehlsähnliche Ansagen, böse Blicke, können das Anzeichen starker Kontrolle sein und damit häuslicher Gewalt.

Deine Freundin hat sich verändert

Du kennst sie schon lange als starke, selbstbewusste Persönlichkeit und spürst immer mehr, wie stattdessen Unsicherheit und starke Selbstkritik auftreten. Sie beginnt an sich, ihrem Charakter und Verhalten zu zweifeln. Fragen wie etwa „Glaubst du, ich bin ein schlechter Mensch?“ oder „Meinst du, ich bin zu wenig/viel…“ kommen häufiger vor. Sie verhält sich anders beim Essen (körperliche Haltung, Auswahl der Speisen, Art der Konsumierung), in Gesprächen mit Fremden oder anderen Menschen (Abstand, suchende Blicke, weicht aus, vermeidet Kontakt), in ihrer Arbeitswelt, in sozialen Medien (postet anders/weniger/mehr).

Du erkennst deine Freundin kaum wieder. Ihre Ansichten auf Dinge haben sich schlagartig verändert. Sie übernimmt mehr die Ansichten und Werte der*des Partnerin*Partners. Sie scheint ihre eigene Meinung über die Welt verloren zu haben.

Deine Freundin ist öfter krank

Viele Frauen in häuslicher Gewalt entwickeln körperliche Folgen aufgrund der enormen Stresssituation. Das Immunsystem ist geschwächt, sie leiden an Erschöpfung, Magen-Darm-Problemen, Schlafstörungen, Panikattacken, Essstörungen, entwickeln Süchte. Bei körperlicher Gewalt hörst du von ihr stetig absurde Geschichten, wie die Wunde sich zugetragen hat. Oder sie kleidet sich anders als sonst, um zu kaschieren (Bei 40 Grad lange Hose an, obwohl sie sonst nur kurze Hosen trägt).

Wenn einige der Anzeichen vermehrt auftreten, dann fragst du dich vielleicht als Nächstes, was du aber dagegen tun kannst!

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Wie du helfen kannst

Hilfsbereitschaft anbieten

Signalisiere deine Hilfsbereitschaft deutlich, frage vorsichtig nach und drücke deine Sorge aus, ohne aber in eine Bewertung zu fallen.

Zeige Verständnis

Wenn die Betroffene es schafft sich zu öffnen, dann zeige dein Verständnis. Setze die Person nicht unter Druck, sondern höre genau zu, nehme sie ernst und sei für sie ehrlich und urteilsfrei da. 

Verantwortung deutlich machen und Hilfemöglichkeiten aufzeigen

Erkläre und mache deutlich, dass nur der*die Täter*in Schuld ist und die Verantwortung dort liegt, dass hier Gewalt passiert und das Unrecht und strafbar ist. Zeige auf, was es für Möglichkeiten gibt (Telefonnummern, Webseiten, Ansprechpartner*innen). Respektiere die Entscheidung der Freundin. Wenn du selbst nicht klar kommst mit der Situation, lass auch dich beraten oder hol dir Hilfe.

In jedem Fall: Wenn du selbst miterlebst wie deine Freundin vor Ort Gewalt erfährt, rufe die Polizei. Schreite alleine nicht ein, da es dich und andere Menschen in Gefahr bringen kann.

Kontaktstellen:

Autonome Frauenhäuser Österreich

Hilfetelefon Deutschland

Opferhilfe Schweiz

Natürlich kann es auch ein Fehlalarm sein, wenn du sie angesprochen hast. Dennoch ist es besser einmal mehr zu fragen und seine Sorge auszudrücken, als einmal zu wenig. Wir alle sollten hier achtsamer miteinander umgehen, anstatt sich immer wegzudrehen. So kann viel verhindert werden.

Warst du selbst schon mal in einer gewalttätigen Beziehung? Was hätte dir noch geholfen? Schreibe es in die Kommentare!

Hier erfährst du mehr darüber!
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