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Wie sich Sexualität in der Trauer verändern kann – Möglichkeiten damit umzugehen

Sex! Jeder tut es, keiner spricht darüber. Neben Geld und Trauer, wohl eines der Nummer eins Tabuthemen. Lass uns hier einmal ordentlich brechen. Denn seien wir mal ehrlich, Sexualität beschäftigt doch jeden einzelnen von uns, auch dich! Wie können sich sexuelle Bedürfnisse in der Trauer verändern und welche Möglichkeiten hast du, mit dieser Veränderung umzugehen? Lass uns also loslegen und erforschen…

Der sexuelle Trieb des Menschen ist beim Großteil der Menschen natürlich angeboren, so wie auch unser Hunger- oder unser Durstgefühl. Kommt dann ein einschneidender Todesfall daher, kann sich diese Sexualität grundlegend verändern. Dabei muss man zwei Kategorien unterscheiden:

  1. Tod des Partners/der Partnerin
  2. Tod eines anderen Familienmitgliedes/Bekannten/Freunden

Partnerverlust

Hier bricht die Sexualität mit dem Tod des Partners/der Partnerin ganz plötzlich ab. Ein Grundbedürfnis, eine Gewohnheit, eine Vertrautheit, die nicht mehr auszuführen geht und ganz viel Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit mit sich bringt. Denn wir leben in einer monogam geprägten Gesellschaft, in der vorrangig anerkannt ist, dass jeder einen Partner/eine Partnerin hat und nur mit dieser partnerschaftlich zusammenlebt, auch sexuell.

Daher ist es auch nicht „normal“ in dieser Gesellschaft, sich kurze Zeit später mit anderen Menschen sexuell zu „trösten“. Es wird bei uns nicht gerne gesehen und schnell verurteilt. Was aber ist in der Trauer „normal“ und ab wann darf ich wieder sexuell aktiv sein? Und mit wem? Darf es ein Fremder sein? Oder eine neue Liebe, die so plötzlich da ist, wie die andere gerade gestorben ist? Oder darf ich mich denn selbst berühren und dann mit mir selbst sexuell aktiv sein? Und kommt dann nicht das schlechte Gewissen? Und kommt das nicht immer, egal, was ich mache?

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Eine junge Witwe hatte mir einmal gesagt: „Verdammt, ich hatte soooo große Sehnsucht auf körperlichen Kontakt, auf Berührung, auf Sex. Ich wollte mich endlich wieder lebendig spüren. Und bin dann mit einem Mann, den ich anziehend fand ein Jahr später ins Bett gestiegen. Und es war grauenvoll und voll von schlechtem Gewissen, aber auch so verdammt toll und geil.“

Darf also nicht beides an Gefühlen dann da sein? Muss es denn immer nur die eine Reaktion sein oder kann ich Freude und Traurigkeit nicht gleichzeitig fühlen dürfen?

Andere wiederum verbieten sich jegliche Lust. Sie unterdrücken, kämpfen dagegen an, wegen des schlechten Gewissens. Darüber sprechen kann jedoch keiner von ihnen, denn sie alle werden verurteilt, egal was sie tun. Und das ist traurig, macht den betroffenen Menschen nachdenklich und fördert somit natürlich das eigene schlechte Gewissen.

Ich selbst habe nicht meinen Partner verloren, aber ein guter Artikel über Sex nach Partnerverlust geht hier auf diese Fragen noch weiter ein. Und auch mit Silke, die ihren Partner verloren hatte, habe ich im Interview das Thema kurz angesprochen.

Ein kleiner Tipp am Rande. Eine Masseurin hat mir einmal erzählt, dass Lomi Lomi Massagen bei Partnerverlust sehr förderlich sein können, um wieder den eigenen Körper zu spüren und auch die eigene Sexualität aktivieren können.

Tod eines anderen (Familien)Mitgliedes

Anders sind die sexuellen Bedürfnisse und deren Veränderung, wenn ein anderes Familienmitglied stirbt. Mit dem verstorbenen Menschen selbst gab es keine sexuelle Beziehung und doch zieht auch dieser Tod fast immer gravierende Veränderungen mit sich. Meine persönliche kannst du nun lesen…

Kann ich jemals wieder Sex haben?

Meine Schwester ist am 13. September 2013 von heute auf morgen verschwunden. 2 Wochen haben wir sie gesucht. In diesen zwei Wochen sprang mein Kopf zwischen Angst und Hoffnung permanent hin und her. Ich war damals in einer Beziehung. Ich konnte kaum mit meinem Partner reden. Aber ich wollte Sex. Am liebsten dauernd. Nicht, weil ich Lust drauf hatte. Nicht, weil es schön war. Einfach nur, um nicht diese Verzweiflung spüren zu müssen, um mich abzulenken, um mich abzureagieren. Ich hatte mich geschämt, ich war nicht mehr ich selbst. Ich wusste nicht mehr, wer ich war und was alles noch auf mich zukommen würde.

Dann kam die Nachricht. Meine Schwester wurde ermordet. Erwürgt vom eigenen Freund, kurz nachdem sie mit ihm ein letztes Mal angeblich Sex hatte. Und da war es vorbei. Ich konnte nicht mehr Sex haben. Jedes Mal, wenn mein damaliger Freund und ich uns nur ein wenig annäherten, fiel ich in eine Panikattacke. Ich hatte immer Angst, dass mir das gleiche passieren würde oder die letzten Stunden meiner Schwester kamen mir in den Sinn. 

Und dann waren da noch diese Schuldgefühle. Dass ich an allem Schuld sei, dass ich mir keine Sexualität erlauben dürfte, wenn meine Schwester doch dabei sterben musste.

Ich begann mich zu hassen, meinen Körper abscheulich zu empfinden, jeglicher Berührung aus dem Weg zu gehen. 

Ich fragte mich, ob ich jemals wieder Sex haben könnte, wie früher? Darüber reden konnte ich nicht, mit niemandem, nicht am Anfang. Ich hatte Angst, niemand würde mich verstehen.

Mit meinem Freund hatte es nicht lange gehalten. Wie es dazu kam, was passiert war, kannst du bald in meinem Buch lesen.

Und die Angst vor Männern wurde größer, denn je. So groß, dass ich begonnen habe, stattdessen mit Frauen sexuell in Kontakt zu kommen.

Ich sehnte mich nach Berührung, nach Liebe, nach Geborgenheit, nach Nähe. Natürlich funktionierte auch das nicht. Ich hatte mich von Grund auf verloren und dazu meine Sexualität. 

Sexualität wiedergefunden

Heute habe ich sie wieder gefunden, neu entdeckt… Welche Schritte ich gegangen bin, habe ich hier nun zusammen gefasst für dich, als Möglichkeiten für dich:

Literatur zum Thema Sexualität

In der Leidfadenreihe erschien dieses Buch, das alles rund um Sexualität und Trauer behandelt und auch dieses Heft, das ebenfalls auf die Thematik eingeht.


Inwiefern hat sich deine Sexualität verändert? Brich das Tabu und erzähle von deiner Erfahrung in den Kommentaren!

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