Wann hast du letztes Mal laut gebrüllt? Schreien, ich? Hmm, nie? Lange her? Innerlich schreist du aber jeden Tag, vor Schmerz? Weil du etwas Geliebtes verloren hast… Warum es nicht endlich raus lassen! Du traust dich nicht, hast vielleicht Angst davor. Ich kann dich sehr gut verstehen. Warum es aber wichtig sein kann, gerade als Trauernde(r) laut zu schreien und wie du es schaffst, erfährst du im Artikel.
Besonders dann, wenn im Alltag alles zu viel wird, nachdem du einen Verlust erlebt hast, kann es passieren, dass du am liebsten laut losbrüllen magst. Alles raus schreien. Manchmal kommt auch etwas raus, dann oft böse Worte gegen einen geliebten Menschen, der eigentlich nichts dafür kann. Oder du verstummst, schluckst runter, stattdessen kommen die Tränen und du möchtest am liebsten zusammenbrechen.
Warum schreien helfen kann
Wissenschaftlich wurde erwiesen, welch wichtige Funktion lautes Rausbrüllen haben kann. Ein Test mit kaltem Eiswasser zeigte Bemerkenswertes. Ich sah diesen in einer Reportage. Zwei junge Männer halten ihre Hände hinein und versuchen den Schmerz, der dabei ensteht eine bestimmte Zeit lang auszuhalten. Beide üben sich dann eine Woche lang in zwei Methoden zum Ertragen von Schmerzen. Der eine meditiert regelmäßig, der andere flucht und schreit laut.
Eine Woche später testen sie sich selbst wieder, wer die Hand nun im Vergleich zum ersten Versuch länger im Wasser halten kann. Das Ergebnis ist eindeutig. Der Mann mit den Meditationen schafft eine Zeit länger, als in der Woche zuvor. Der andere Mann, schreit und flucht laut währenddessen und schafft eine enorme Zeitspanne länger.
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Was sagt uns dieser Test über die Trauer?
Hast du mal ein Kind bekommen, also eine Geburt durchlebt? Oder du hast eine Operation erlebt und körperliche Schmerzen gehabt? Dich vielleicht irgendwo fest angeschlagen? Was hast du dabei gemacht? Geschrien? Gebrüllt? Alles aus dir raus posaunt?
Wenn wir körperliche Schmerzen haben, liegt es in unserer Natur sie nach außen zu schreien. Denn dann passiert ganz viel im Gehirn. Es lässt uns die Schmerzen besser aushalten, länger ertragen, weil der Fokus auf das Schreien gerichtet ist. Wenn wir seelische Schmerzen haben, die sich im Grunde genommen durch körperliche Schmerzen äußern, sollten wir genau das gleiche tun, aus demselben Grund.
Regelmäßiges Schreien hilft dir deinen Trauerschmerz besser auszuhalten, zu ertragen, aber auch, ihn ein Stück weit abzubauen, ähnlich wie mit den Tränen, die Stresshormone nach außen transportieren.
Stell dir kurz etwas vor: Dein Schmerz sitzt in der Gegend deines Herzens, dort wo du ihn am meisten spürst. Gib ihm eine Farbe deiner Wahl. Du spürst ihn dort brennen. Wie ein dicker Kloß im Hals steckt er dort fest und mit der Kraft deiner Stimme kannst du ihn langsam weiter nach oben befördern, ihn dann immer höher kommen lassen, bis er schließlich deinen Mund erreicht und dort nach außen gelangen kann. Vielleicht erst zögerlich und etwas leiser, wirst du mit jedem Mal ein bisschen lauter und mehr Schmerz gelangt raus aus deinem Körper. Alleine dieses Bild im Kopf erzeugt doch schon ein freieres Gefühl oder? Glaub mir, wenn du es machst, wirst du dich danach leichter fühlen, wohler und angenehm erschöpft.
Schreien – aber wo und wie?
Jetzt fragst du dich, wie du das denn am besten anstellen sollst? Natürlich ist es nicht möglich mitten im Büro los zu brüllen, ganz klar. Oder auf der Straße, im Supermarkt etc. Aber du hast andere Möglichkeiten.
Musik: Suche dir irgendeine gute Band, Rock, Metal oder dergleichen, die Songs haben, zum Mitgrölen, und da meine ich wirklich mitgrölen, nicht nur singen. Mir haben zum Ausrasten immer gut Skrillex, Linking Park, Marilyn Manson, Korn, Guano Apes geholfen… Kopfhörer rein, in der Wohnung, tagsüber, wenn es keinen stört und einfach mitschreien.
Konzert: Ich bin im ersten Trauerjahr auf vielen Konzerten gewesen, um dort meine Trauer und meinen Schmerz mit der Musik rauszubrüllen, und keiner hat es gemerkt. Du gehst in der Masse einfach unter, perfekt. Kein Klassik Konzert, sondern ein Rock oder Metal natürlich. Ich bin absolut kein Fan von solcher Musik, aber diese Konzerte erfüllten ihren Zweck. (hoffen wir, dass die Coronakrise schnell vorbei geht und wir das wieder in Anspruch nehmen können)
SeelenSport®: wer schon mal im Fitness Studio war, hat vielleicht bemerkt, dass einige manchmal auch etwas lauter vorgehen beim Trainieren. oder am Tennsiplatz, wenn man die Spieler laut aufseufzen hört bei jedem Schlag. Wenn es anstrengend wird, dann kommt ein innerer Impuls hoch, der dich aufschreien lässt, um mehr Energie für die Übungen aufbringen zu können. Ich liebe diesen Moment, wenn ab einer bestimmten Wiederholungsanzahl dieser Impuls hochkommt und ich dann gebündelt mit meiner Trauer alles rauslassen kann. Glaub mir, da sind alle Fitnessfuzzis leise gegen mich 😉 Beim SeelenSport® gibt es zahlreiche Übungen, die dich beim Schreien unterstützen und dir die Möglichkeit dazu geben, dich auf diese Weise zu erleichtern. Schau hier mal vorbei, ein paar Wut-Übungen, die sich bestens dafür eignen.
Wald: Manche schwören darauf in den Wald spazieren zu gehen und einfach loszuschreien. Da bin ich zum Bespiel eher gehemmt und verklemmt. Mich einfach so hinzustellen und loszuschreien. Nö. Aber anders hat es geklappt. Indem ich erst ein paar Steine, Stöcke zusammen gesammelt hatte (Kastanien eignen sich auch hervorragend dazu) und mir dann einen Baum gesucht hatte, den ich damit beschossen hatte. Mit jedem Schuss hab ich geflucht und gebrüllt, bis der ganze aufgestaute Schmerz draußen war und ich wieder einmal mehr erschöpft und erleichtert war.
Hast du noch weitere Ideen zum Schreien oder es bereits probiert? Erzähl mir davon in den Kommentaren!